12. Etappe: 5:10 Stunden / 110km / 2.040 Höhenmeter
Cazorla – Quesada – Pozo Alcón – Bácor-Olivar – (Bául) – Guadix (mit Auto) – Purullena
Bemerkenswerter Tag heute, sehr unhomogen mit „ups and downs“ und es kam diverse Male anders als erwartet, was den mentalen Part sehr schwierig gestaltete. Zunächst bei der Ausfahrt noch ein wenig mehr zu sehen bekommen als am Vortag. Wundervoll mildes Morgenlicht, was den Ausblick auf Cazorla und das Umland noch schöner erschienen ließ.Straße runter nach Quesada: ein Traum!!!
Von Quesada der Aufstieg zum Puerto del Tiscar, der sich aber als gar nicht so schlimm präsentierte. Es waren zwar 650 Höhenmeter, aber kein steiles Stück zu überwinden. Oben bot sich zu beiden Seiten des Passes ein wundervoller Ausblick, landschaftlich war der Auf- und noch mehr der erste Teil des Abstiegs zum/vom Paß vielleicht der schönste Abschnitt der ganzen Tour.
Jetzt ein "down". Erwartung: nächster Abschnitt „geschenkt“. Realität: zuerst ein landschaftlicher „Cut“, aus kühlem schattigen Wald führte der zweite Teil der Abfahrt durch sehr karges Land, es war viel heißer und es blies ein starker Gegenwind, auch auf dem Flachstück nach Pozo Alcón. Brunnenstop, Kopf ins Wasser. Richtung Cuevas del Campo kam zum heißen Gegenwind auch noch ein steiler Anstieg hinzu. Dann wieder eine Wahnsinnsabfahrt runter zum smaragdgrünen Embalse de Negratin. Sehr beeindruckend mitten in der flirrenden Hitze einer kahlen Landschaft.
Von hier sollte ein kleines Sträßchen Richtung Guadix führen und ich war auf ein lockeres Heimrollen eingestellt, so ging es jedenfalls aus der Karte hervor. Ich fand das versteckte Sträßchen auch, der Asphalt war schlecht, aber es war tatsächlich flach und sehr idyllisch.
Dann die (schreckhafte aber harmlose) Hundeattacke in Bácor-Olivar als schlechtes Vorzeichen für die kommenden Kilometer. Erwartung: flaches Rollen. Realität: im Ort steil bergan, aber statt einem kurzen Hügel ging es weiter so, ca. 8-10° Steigung und das Ganze über 4km. Oben weitere 8km nonstop hoch (aber "nur" vielleicht 4-5°. Am Ende also ca. 1.000 Höhenmeter mit einem 12km-Anstieg in den Beinen, vor allem überhaupt nicht auf der Rechnung. Dazu sehr heiß.
Ums perfekt zu machen hörte die Landstraße oben einfach an einem Restaurant auf und es ging nur eine Autobahn weiter. Zurück hätte einen Riesenumweg bedeutet und ich war platt. Alternativen gab es keine, die zunächst ausprobierte Via de servicio endete nach einem Kilometer auf einem Feldweg. Wegen der Sicherheit hätte ich mir zwar keine großen Gedanken gemacht, es gab einen ausreichenden Seitenstreifen, aber ich wollte Streß mit der Polizei vermeiden und bin deshalb auch nicht auf die Autobahn. Die LKW-Fahrer auf dem Parkplatz fuhren in die entgegengesetzte Richtung, also habe ich im Restaurant mein Problem geschildert. Letztlich hatte jemand die Idee, einen in der Nähe lebenden Engländer anzurufen, wohl ein Stammgast, und der kam tatsächlich extra mit dem Auto und hat mich ca. 30km über die Autobahn nach Guadix bugsiert, wo wieder ein Landstraßenanschluß war. Das war echt großes Kino, ich wäre sonst ziemlich aufgeschmissen gewesen.
Guadix ist bekannt für die in das weiche Gestein gegrabenen ca. 2.000 Wohnhöhlen, die dem Viertel ein einzigartiges Gesicht verleihen. Nett, aber eigentlich hatte ich wesentlich Spektakuläreres erwartet und war ein wenig enttäuscht.
Unterkunft übrigens im 7km entfernten kleinen Örtchen Purullena. Die Hotels in Guadix waren mir alle zu kostspielig gewesen und selbst diese Unterkunft („Apartamentos El Horno“) zählte mit 35 EUR zu den teuersten der Reise. Dafür war es ein niegelnagelneues Appartment, groß und ziemlich edel eingerichtet, zumindest im Vergleich zu den meisten anderen Unterkünften.